Yogas chitta vritti nirodhah - Patanjali
Es ist die Aufgabe unseres Geistes, unaufhörlich zu denken und zu interpretieren, denn dafür ist er da. Und es geht im Yoga auch nicht darum, den Geist abzuschalten, sondern sich von seinem Hin und Her nicht beeindrucken zu lassen und stattdessen die gesamte Aufmerksamkeit auf eine Sache auszurichten.
Yoga ist die Fähigkeit, sich ausschließlich auf einen Gegenstand, eine Frage oder einen Inhalt auszurichten und in dieser Ausrichtung ohne Ablenkung zu verharren (yogas chitta vritti nirodhah 1.2). Dann entsteht die Fähigkeit jenseits aller vorgefassten Meinungen und Vorstellungen das Wahre zu erkennen (tada drastuh svarupe vasthanam 1.3)
Allerdings legt unser Geist uns permanent Steine in den Weg, nämlich die Kleshas:
1. Avidya: subjektive Wahrnehmung/falsches Wissen
Sie ist sozusagen die Mutter allen Leids. Denn alles Wissen ist niemals objektiv, sondern immer subjektiv. Unsere Wahrnehmung ist geprägt von erworbenem Wissen, unseren Erfahrungen, unseren Wünschen und Träumen und Erwartungshaltungen – unseren eigenen und denen Anderer. Dieses subjektive Wissen wird oftmals für objektiv und wahr gehalten. Diese Täuschung bildet nach Patanjali den Nährboden für die 4 anderen Kleshas.
2. Asmita: das Ego
Asmita bezeichnet sowohl die falsche Einschätzung der eigenen Person als auch einen übertriebenen Egoismus. Das persönliche Selbstbild hat oft nur bedingt etwas mit dem wahren Selbst zu tun, sondern wird geprägt durch Wahrnehmungen und Meinungen anderer. So tendieren wir zu glauben so zu sein, wie die anderen das sagen. Daraus resultieren Minderwertigkeitsgefühle ebenso wie ein überhöhtes Selbstwertgefühl. Beides führt lt. Patanjali zu einer übersteigerten Ich-Bezogenheit: Die Gedanken kreisen ständig um einen selbst, und man hält sich für den Nabel der Welt.
3. Raga: Zuneigung/Wunsch
Raga ist der Wunsch der Bedürfnisbefriedigung und dem Festhalten an Vorlieben, was sich auch in Gier oder in Süchten ausdrücken kann. Dahinter verbergen sich gute Erfahrungen, die man zumindest einmal gemacht hat und daraufhin immer wieder erleben möchte. Das Handeln wird vom Glücksverlangen gesteuert.
4. Dvesha: Abneigung
Das Gegenteil von Raga, nämlich eine übertriebene Ablehnung von Dingen, die auf schlechten Erfahrungen oder Vorurteilen basiert. Anstatt einer Situation oder einem Menschen offen gegenüberzustehen, fallen wir in Schubladendenken und negative Überlegungen.
5. Abhinivesha: unbegründete Angst/Angst vor dem Tod
Hinter Abhinivesha verbirgt sich eine diffuse Angst, die nicht unbedingt auf einer Erfahrung, sondern auf der Annahme basiert, dass etwas schiefgehen könnte. Zwar hat Angst durchaus ihre Berechtigung und schützt uns durchaus, doch unser Geist kann nicht zwischen einer berechtigten und einer diffusen Angst unterscheiden. Angstvoll können wir nicht klar sehen, entscheiden oder handeln. Nach Patanjali ist die Angst das Klesha, das am stärksten wirkt und am schwierigsten überwunden wird.
Die Kleshas sind nicht immer gleich aktiv. Mal wirken sie im Verborgenen oder werden kaum wahrgenommen, mal sind sie stark ausgeprägt und beherrschen unser Handeln. Um ihnen wachsam auf die Schliche zu kommen, müssen wir lernen automatisierte Reiz-Reaktion Schemata zu erkennen, durchbrechen und dann bewusst zu entscheiden, wie wir reagieren wollen. Möglicherweise können wir die Kleshas niemals überwinden, der achtgliedrige Pfad zeigt jedoch Methoden auf, wie man ihren Einfluss vermindern kann.
Kommende Wochen steigen wir in den "Ashtanga" Pfad ein, und am Samstag versuchen wir uns unsere Leiden in Leidenschaft umzuwandeln.
Samstag 60 Minuten Balancing Morning Flow um 10:00 Uhr
Meeting-ID: 840 8682 7985
Passwort: 652285
Die Sessions sind grundsätzlich kostenlos, aber ich danke euch für euren Support per Paypal an: mail@deniseklier.com.
Raga (Gier/Begierde) ist meine größte Klesha. Ich bin ein Gierschlund und Konsummonster!
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